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Mobilität

Ladegespräche

Mal ehrlich – wann haben Sie das letzte Mal an einer Tankstelle mit einer anderen tankenden Person ein Gespräch geführt? Nun, an einer Ladestation passiert Ihnen das regelmäßig, wenn sich überhaupt mal ausnahmsweise ein anderes E-Auto an eine Station verirrt.

Ich verdiene mit dem Auto Geld

Das jedenfalls erklärte mir ein Handelsreisender, der mit einem Nissan Leaf unterwegs war und monatlich 8000 bis 9000 Kilometer zurücklegt.

Wie geht das? 

Relativ einfach. Er fährt grundsätzlich nur Ladepunkte an, an denen kostenfrei geladen werden kann. Und das sind eine ganze Menge. Viele Einkaufszentren bieten das kostenfreie Laden an. Und so stand dann dieser Herr völlig entspannt an der Ladesäule. Da diese eine von der Sorte war, die nicht gleichzeitig einen BMW i3 und einen Nissan Leaf mit voller Leistung versorgen konnte, klemmte der sich kurzerhand auf den AC-Typ2-Anschluss um, „er sei sowieso schon bei 80% und dann wird das Laden langsamer“ und ließ uns den Vortritt, damit wir schnell weiterkommen.

Während ich dann nun so rumstand und wartete, dass meine Frau in dem Einkaufszentrum ein paar Brötchen organisiert, führte dieser freie Handelsvertreter ein paar Telefonate. Wie er mir erklärte, organisiert er während der Ladezeiten seine nächsten Termine, schreibt seine Besuchsberichte, verschickt Verträge und Bestellungen und bereitet sich auf die folgenden Gespräche vor. Die gefahrenen Kilometer rechnet er pauschal mit seinen Auftraggebern ab.  Auch nicht schlecht – entspanntes Arbeiten. 

An anderer Stelle traf ich während meiner ersten Ladung einen Zoe-Fahrer. Ein Hyundai entfernte sich, gerade als ich ankam. Ich war nun neugierig, da meine größte Befürchtung vor Antritt der Reise die war, dass ich ständig an vollbesetzten Ladesäulen Wartezeiten einplanen müsse. Dieser Zoe-Fahrer, übrigens ein Rentner, der mit seiner Frau unterwegs war, beruhigte mich. Er würde nun seit über 5 Jahren in der Region elektrisch unterwegs sein und habe schon oft an dieser Station geladen. Tatsächlich wäre ich der erste andere E-Auto-Fahrer, den er dort treffen würde. Und tatsächlich – an den meisten Ladestationen, die ich während meines Urlaubes aufsuchte, war ich alleine.

E-Auto-Fahrer sind Exoten

Auch bei Menschen, die mit Verbrennern unterwegs sind, stößt man auf Interesse. Da war dann der Mann, der mich auf einem Parkplatz mit Ladesäule ausführlich zu Ladeleistungen und Reichweiten befragte. Am Ende lag er unter dem Auto und suchte die Batterie.

Und überhaupt erregten wir während unserer Reise immer wieder die Aufmerksamkeit unserer Mitbürger*innen. Sei´s wegen der Beklebung oder auch, weil wir dabei beobachtet wurden, dass wir kurzerhand unsere Falträder im Kofferraum verstauten.

Und so kann ich nach meiner nicht repräsentativen Erfahrung sagen – E-Auto-Fahrer sind entspannter und stoßen auf reges Interesse. Auch kein  schlechtes Mittel gegen Stress und Herzinfarkt.

Rüdiger Kladt

Ich werbe für eine innovative, vorwärts gewandte, weltoffene und tolerante Politik, die sich an humanistischen Grundsätzen orientiert. Es ist nicht leicht, die dafür notwendigen politischen Mehrheiten zu überzeugen. Und viele Kompromisse sind lediglich ein Schritt in die richtige Richtung.

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